Das dritte, in diesem Jahr gelesene Buch war ursprünglich so nicht vorgesehen. Jedoch erhielten meine Teamkollegen und ich von unserem (nun ehemaligen) Vorgesetzten zum Abschied John Streleckys Buch “The Big 5 for Life: Was wirklich zählt im Leben” als Inspiration geschenkt. Nach den verschiedenen “Cafés am Rande der Welt” (Link zu meinem Blogbeitrag von 2019) und der “Safari des Lebens”, bei welchen es auch um den Zweck der Existenz und das Finden der eigenen Big Five ging, also ein weiteres Buch aus der Feder von John Strelecky.
Das Buch trifft ein Thema, welches mich punkto persönlichem Wachstum sowieso fasziniert. Nicht umsonst habe ich seit Langem “follow your bliss” als Mantra auf meinem Oberarm tättowiert. Es darf natürlich nicht beim Lesen bleiben. Es soll ja heissen “Machen ist wie wollen, nur krasser!” Deshalb ist es wichtig, ins Tun zu kommen. Mehr dazu am Ende des Beitrags.
Nun erstmal zum Buch. Um was geht es dabei?
Wie bei den anderen Büchern Streleckys handelt es sich um eine Mischung von Sachbuch und Roman. Diese Mischung führt zu hervorragender Lesbarkeit und Verständlichkeit. Es macht das Ganze greifbar. Statt trockenes Sachbuch kommt eine emotionale Komponente mit.
Das Buch erzählt die Geschichte des erfolgreichen Geschäftsmannes Thomas Derale aus der Sicht von Joe Pogrete, Thomas’ bestem Freund und Reisegefährten. Thomas ist mittlerweile sterbenskrank und wird von Joe die letzten Wochen begleitet. Dabei gibt es viele Einblicke in Thomas’ Führungsstil. Sein Geheimnis: Lege den Fokus auf die Mitarbeitenden, nicht auf die Gewinne. Stelle nur Menschen ein, deren Big Five zur ausgeschriebenen Stelle passen. Das heisst aber nicht, dass Gewinne zu kurz kommen. Denn auch bei Thomas als Unternehmer steht die Gewinnmaximierung im Vordergrund. Ohne Gewinn kann kein Unternehmen dauerhaft bestehen. Für viele mag das wie ein Widerspruch klingen. Doch dem Leser wird schnell klar, dass der Faktor Mensch hier die entscheidende Zutat ist. Neben der Produktivität beinflusst die Fluktuationsrate nämlich den Gewinn in besonderem Masse:
- Bei jeder Neueinstellung entstehen Kosten (z.B. Recruiting oder Personen sind mit Dingen beschäftigt, die sie sonst für andere Tätigkeiten einsetzen etc.)
- In der Einarbeitungszeit sind neue Mitarbeitende weniger produktiv
- Auch zum Ende eines Arbeitsverhältnisses (oder wenn innerlich gekündigt wurde aber die Person noch da ist) sinkt die Produktivität,. Personen, die bald aus einem Unternehmen ausscheiden, arbeiten eher auf Sparflamme und dadurch können erst weitere Probleme entstehen…
Eine wesentliche Leitfrage für die Produktivität ist: Wenn jemand bei den Sachen, die ihm/ihr nicht so wichtig sind, erfolgreich ist, wie enorm erfolgreich wären diese Personen dann bei Sachen, welche sie wirklich begeistern?
Zu Thomas Derale’s Philosophie resp. seinem Führungsstil gehört mitunter auch, dass es keine klassische Trennung von Vorgesetzten und Untergebenen gibt. Man arbeitet nicht für Thomas, sondern mit ihm. Er selbst bezeichnet sich und seine Mitarbeitenden als “Reisegefährten”.
Begeisterung entsteht dann, wenn die eigenen Big 5 mit den Big 5 des Unternehmens im Einklang stehen.
Was sind die “Big Five”
Die Big 5 entlehnen sich den fünf Tierarten, die jeder bei einer Safari in Afrika unbedingt sehen möchte: Löwe, Leopard, Nashorn, Elefant und Afrikanischer Büffel. Die Safari ist für die Teilnehmenden dann erfolgreich, wenn wie viele dieser Tierarten gesehen haben. Drei von fünf sind dabei durchschnittlich und alle fünf sind ein voller Erfolg.
Übertragen auf unser Leben sind damit fünf Dinge (Lebensziele, Herzenswünsche) gemeint, die wir vor unserem Tod getan, gesehen oder erlebt haben wollen, damit das Leben für uns ein Erfolg gewesen ist.
Die Fokussierung auf fünf Dinge hilft bei der Priorisierung und Ausrichtung deiner Aktivitäten und sollen dabei helfen, sich nicht zu verzetteln. Wesentlich ist hier, dass es wirklich deine Ziele/Herzenswünsche sind. Dazu gehört eine gehörige Portion Selbstreflexion. Was ist dir wirklich wichtig? Inspiration kann durchaus von aussen geholt werden, jedoch sollten die Ziele nicht durch die “gesellschaftliche Norm” gesteckt werden (Uni-Abschluss, Sprache lernen, Eigenheim besitzen, Familie gründen, guter Job haben, Sinn-stiftende Tätigkeit).
Wieso sind solch überspannende Zielsetzungen sinnvoll?
- Es hilft dir auf das Wichtigste zu fokussieren, solange du noch kannst. Es bringt bspw. wenig, wenn du die Welt bereisen möchtest und dafür wartest, bist du pensioniert bist, und dann ist dein Leben schlagartig fertig.
- Ein Mensch wird im Durchschnitt (gemäss Buch) etwa 76 Jahre alt, was 28’000 Tagen entspricht. Das hilft beim Fokussieren.
- Frag dich, ob heute ein guter Tag für dein Museum ist (siehe unten). Falls nicht, ändere es!
Im Sinne der Selbstreflexion ist es eminent wichtig, sich täglich mit seinen Big Five zu beschäftigen. Es gilt also jeden Abend zu überlegen, was du an diesem Tag für deine Ziele getan hast und wie du morgigen Tag danach ausrichten kannst.
Ist heute ein guter Museumstag?
Wenn wir am Ende unseres Lebens durch als Museumsführer durch das eigene Museum gehen würden, welche Tage, Aktivitäten, Erinnerungen und Gefühle hätten sich da angesammelt? Es sind dann oft die Dinge, welche nicht alltäglich sind und uns deshalb besonders in Erinnerung bleiben. Strelecky nennt diese “Museumstage”. Wie wir uns auf dem Weg durch unser eigenes Museum fühlen würden, ist davon abhängig, ob wir ein erfülltes Leben geführt haben. Haben wir unsere Zeit vergeudet oder unsere Träume verwirklicht?
Die eigenen Big 5 finden
Beim Lesen kommt ein Prozess in Gang. So war es zumindest bei mir. Schnell hatte ich spontane Einfälle für einen oder mehrere meiner Big 5. Doch die Big 5 müssen reifen. Bei mir war das über mehrere Wochen der Fall. Nimm dir diese Zeit!
Wenn du nach Inspiration suchst, hier die Beispiele der Big Five von Joe Pogrete im Buch von John Strelecky:
- W – Die Welt bereisen – mindestens sechs Monate im Jahr.
- E – Einen Erfolgssong schreiben – einen, der in die Top Ten der Charts kommt.
- I – Inspiration für andere sein – mit meinen Artikeln, Büchern, Vorträgen und indem ich bin, wer ich bin. Etwas bewirken.
- S – Spanisch fliessend sprechen lernen
- E – Entwicklung – einmal täglich meinen Körper und Geist trainieren, damit ich mich ständig weiterentwickle
Ich habe ja seit vielen Jahren eine Bucketlist mit Dingen, die ich unbedingt getan, gesehen oder erreicht haben muss. Meine eigenen Big 5 konnte ich als ersten Wurf als Verdichtung dieser Themen ableiten, was aber nicht so einfach war. Siehe auch Bucket List Ideas. Da sind oft Themen zu “Life-long-learning”, “Inspirieren”, “Buch oder sonstwas veröffentlichen” und so zu finden. Persönliches Wachstum steht ganz weit oben. Die Big 5 sind noch nicht Visitenkarten-reif. Wenn es diese dann sind, teile ich diese vielleicht als Nachtrag zu diesem Beitrag. Visitenkarten wird es auf jeden Fall geben.
Wer weiss, vielleicht ergeben sich ja neue Freundschaften oder es finden sich weitere Reisegefährten.
Zweck der Existenz (ZdE)
Oder anders gesagt: Warum bist du hier? Der Zweck der Existenz (ZdE) beschreibt das übergeordnete Ganze, sprich das “Wofür” des Lebens. Der ZdE lässt sich womöglich aus den Gemeinsamkeiten der eigenen Big Five zusammenreimen.
Wahrscheinlich ist den wenigsten Menschen der Zweck ihrer Existenz schon relativ früh im Leben klar. Viele werden wohl länger suchen und einige werden ihn gar nie finden.
Als Vater stelle ich mir die Frage, ob und wie dieser Weg zu einem erfüllten Leben, zu wissen was man will und wohin man will, den Kindern mitgeben kann.
Dieser Beitrag wurde auf flavioderoni.ch und inspiique.ch veröffentlicht.
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